Der europäische Jahrmarkt hat sich im Laufe der Zeit vom Markt zum populären Fest entwickelt und wurde in der Nachkriegszeit zu einem wahrlichem Vergnügungsort der Massen. Der jährlich in Luxemburg stattfindende Jahrmarkt „Schueberfouer“ ist ein exemplarisches Beispiel für diese Entwicklung.
In Bezug auf diesen Jahrmarkt, wirft dieser Vortrag die Frage auf, wie nationale Identität und populäre Kultur in den langen 1960er zusammenwirken, und untersucht die Hypothese des Sozial- und Kulturgeographen Tim Edensor, dass die Kraft von nationalen Ritualen durch popkulturelle Elemente, nicht geschwächt, sondern verstärkt wird.
Die „Nation“ bliebt auch in einer globalisierten Welt, eine wesentliche Einheit, um die sich Identität formt und auf Jahrmärkten werden verschiedene Praktiken und Ritualen inszeniert, die die symbolischen Attribute der „Nation“ zur Schau stellen.
Folgerichtig werden auch popkulturelle Elemente von Traditionen vereinnahmt und mit Attributen wie „zeitlos“ und „unverändert“ belegt. Es handelt sich hier um „erfundene Traditionen“, die nicht als ein neues Ganzes erstanden sind, sondern sich aus neuen und alten Elementen zusammensetzen.
Die Frage, wer die Entscheidung über solche Traditionen trifft, wird ebenfalls behandelt. Hobsbawm und Ranger verstehen „erfundene Traditionen“ als ein Machtinstrument einer nationalen Autorität, die von „oben herab“ entscheidet. Auch wenn Edensor diese Ansichtsweise nicht ausschließt, sieht er „erfundene Traditionen“ vielmehr als aktive Gestaltungen durch eine Vielzahl an Akteuren, die an der Performance der Rituale teilnehmen und sie so neu vermischen und besetzen. Machtverhältnisse wären hier nicht mehr eindeutig einem Akteur zuzuordnen.
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