Nach einer kurzen Begrüßung durch C²DH Direktor Andreas Fickers und einer Einleitung von Stefan Krebs, Leiter des Remixing Industrial Pasts-Forschungsprojekts, stand die „Mine Cockerill“ und deren Erhalt auch gleich im Fokus der Podiumsdiskussion. Henri Clemens, Präsident der Entente Mine Cockerill, zeigte anhand von vielen Fotos die Restaurierung der Gebäude und Instandsetzung des Geländes. Er präsentierte auch die Zukunftspläne, um den Ort für Besucher noch attraktiver zu machen, teilte aber gleichzeitig auch die Sorgen um die notwendigen Ressourcen – sowohl finanziell als menschlich – für die Verwirklichung dieser Pläne. Klar wurde aus seinen Ausführungen, dass nur dank des unermüdlichen ehrenamtlichen Engagements der Mitglieder der Entente Mine Cockerill die Grubengebäude erhalten und mit neuem Leben gefüllt werden konnten.
Denis Scuto, Vize-Direktor des C²DH, fokussierte sich auf die Transformation des Belval-Viertels von einer einstigen Eisenhütte zu dem heutigen modernen Wohnungs-, Büro-, - Forschungs- und Freizeitviertel. Den Erhalt und die Einbindungen des Industrieerbes sieht er dabei, auch gemessen an den ursprünglichen Plänen und Visionen, als gescheitert an. Unter Erhalt der Industriekultur versteht er nicht die Musealisierung einzelner Objekte, sondern vielmehr deren neue Einbindung in das tägliche Leben. Zudem verwies er darauf, dass auch aus ökologischen Gründen Erhalt und Umnutzung vor Abriß und Neubau stehen müssten.
Ähnlich sieht es auch Jean-Paul Guilianelli, Mitglied der Association pour la Mémoire Industrielle du Grand Longwy, der in seinem Vortrag auf das weitgehende Verschwinden des Industrieerbes in Longwy und Umgebung einging. Durch die weitgehende Privatisierung des industriellen Kulturerbes, war es privaten Firmen und Investoren überlassen, ob etwas erhalten blieb und wenn ja, unter welchen Bedingungen. Mit wenigen Ausnahmen führte dies zum weitgehenden Verschwinden des lokalen Industrieerbes.
Jacques Maas, der am C²DH über Industriekultur forscht, warf einen kritischen Blick auf die Baupläne der „Rout Lëns“, die an einen privaten Bauunternehmer verkauft wurde, und dem ehemaligem ARCELOR-MITTAL Gelände in Schifflingen. Auch hier sieht er den Erhalt des Industrieerbes gefährdet und er unterstrich die Wichtigkeit nicht nur einzelne Gebäude zu erhalten, sondern ganze Ensemble, die den ursprünglichen Entstehungs- und Verwendungskontext reflektieren. Er wünschte sich darüber hinaus eine bessere Zusammenarbeit zwischen Wissenschaftlern und Bauplanern.
Simone Beck von der Commission nationale luxembourgeoise pour la coopération avec l'UNESCO gab einen Einblick in die verschiedenen UNESCO Welterbekategorien und deren Auswahlkriterien. Auch das toxische Erbe in Form von verseuchten Böden machte sie zum Thema.
Helmuth Albrecht (TU Bergakademie Freiberg) präsentierte die langwierige und mühevolle Arbeit seiner Projektgruppe um der „Montanregion Erzgebirge“ den Titel des UNESCO-Welterbes zu verleihen. Der Erfolg seines Projektes sieht er in der grenzüberschreitenden Kooperation und der „Graswurzelbewegung“, der Einbindung aller lokalen Akteure am Beginn des Projekts. Sein Fazit nach 21 Jahren Engagement für die Montanregion Erzgebirge fasste er in dem Satz zusammen, dass man einmal mehr aufstehen als hinfallen muss, um das industrielle Kulturerbe nachhaltig für die Nachwelt zu bewahren.
Angeregt durch die Fragen des Publikums wurde lebhaft über Sinn und Notwendigkeit des Erhalts des Industrieerbes diskutiert. Was unterscheidet einen Standort von einem anderen? Muss nicht auch mal Platz für Neues geschaffen werden? Wie viel Spielraum bleibt bei Verwaltungsentscheidungen und Immobilieninteressen? „Das Business des Historikers ist die Zeit“ bemerkte Denis Scuto, und Stahl rostet, so dass durchaus Eile bei diesem aktuellen Thema geboten ist.